Der IHC Atting hat es geschafft: Durch einen 10:5-Sieg im dritten Halbfinale gegen Krefeld hat man den sportlichen Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga erreicht.
(mb) Entschlossenheit. Das war der Gesichtsausdruck, den man nicht nur am Samstag bei den Spielern des IHC Atting sah, sondern während den gesamten Playoffs und der gesamten Saison. Entschlossenheit, dorthin zurückzukehren, wo man sportlich hingehört. In die 1. Bundesliga.
Durch einen 10:5-Erfolg (5:1, 3:2, 2:2) im dritten Halbfinalspiel der Playoffs über die Skating Bears Krefeld haben die Wölfe den Wiederaufstieg in die Eliteliga geschafft. Zumindest den sportlichen. Denn ob sie ihn wahrnehmen können, steht noch nicht fest. Die Stadionfrage ist nach wie vor das große Thema. Stand jetzt darf das Team nur in einer kleinen Halle wie Donaustauf und Deggendorf 1. Liga spielen. Nur diese entsprechen den Maßen und der Anforderung, die ganze Saison über verfügbar zu sein.
Doch das bedeutet lange Wege für die Spieler und Fans, weniger Zuschauer und deutlich höhere Kosten. Das war auch der Grund, warum man sich vor einem Jahr zum Rückzug in Liga zwei entschlossen hatte.
Bis Mitte November verlangt der Verband eine Entscheidung, die Termintagung findet schon am 23.11. statt, steigt der IHC nicht auf, wird in einer Relegation der zweite neue Erstligist gesucht. Das hat ISHD-Vorsitzender Ingo Goerke, der den Wölfen zu „der großartigen Leistung“ gratulierte, den Verantwortlichen am Sonntag in einem Telefonat mitgeteilt.
Zu diesem Zeitpunkt waren die (ersten) Feierlichkeiten schon vorbei. Diese hatten bis in die frühen Morgenstunden gedauert. Der Jubel nach der Schlusssirene war riesig. Trainer und Spieler fielen sich in die Arme, tanzten auf der Fläche und machten unter den begeisterten Anfeuerungsrufen der Fans die Raupe. Die Bilder glichen denen aus Spaichingen vor zwei Jahren, als man ebenfalls aufgestiegen war. „Diesmal haben wir es aber endlich auch mal zuhause geschafft“, sagte Kapitän Fabian Hillmeier.
Doch es mischte sich zu diesem Zeitpunkt auch Nachdenklichkeit in den Jubel: „Sportlich haben wir unser Ziel erreicht, aber jetzt?“, fragte Matthias Rothhammer. Roman Schreyer erkannte trotz des Sieges eine „etwas gedrückte Stimmung“ und auch bei den Clubverantwortlichen sah man mehrmals diese nachdenklichen Gesichter.
Dass die Mannschaft aber sportlich in die 1. Liga gehört, sah man nicht nur an der Entschlossenheit, sondern auch am souveränen Auftreten: „Dieser Erfolg ist verdient, weil die Jungs einfach einen ungemein starken Charakter haben“, sagte Trainer Jürgen Amann. „Wenn man bedenkt, welche Rückschläge sie immer wieder hinnehmen mussten, ist der Erfolg nicht hoch genug anzurechnen.“
Anders als in anderen Spielen war diesmal schnell klar, wer der Sieger sein wird. Gegen die ersatzgeschwächten Gäste schafften die Wölfe schon im ersten Drittel so etwas wie eine Vorentscheidung. Angeführt vom erneut bärenstarken Hillmeier, der – wenn es sie denn gäbe – eine große Trophäe für den MVP dieser Playoffs verdient hätte, nutzte die Mannschaft fast alle sich bietenden Chancen. Vor allem in Überzahl. Dreimal trafen die Wölfe. Nur nach einer Fünf-Minuten-Strafe gegen Marco Rothhammer schien es eng zu werden. Die Skating Bears verkürzten auf 1:2, doch das Attinger Bollwerk stand sicher.
Eine Schrecksekunde gab es dann im zweiten Drittel. Vor dem Treffer zum 6:2 traf Goalie Raphael Heitzer der Ball am Hals. Er schien keine Luft zu bekommen. Betreuer und Spieler beider Teams eilten zu Hilfe. Doch nach wenigen Minuten gab der Goalie Entwarnung. „Alles ok, war nicht so schlimm“, sagte er danach.
Er wurde auch noch gebraucht. In dieser Phase, in der die Gäste auf 3:6 verkürzten, musste er mehrfach eingreifen, war aber stets auf dem Posten. Auf der anderen Seite erhöhte Hillmeier mit seinen Toren vier und fünf auf 8:3. „Wahnsinn, jetzt habe ich tatsächlich noch 20 Tore in den Playoffs geschafft“, sagte er. Und das in nur sechs Spielen. Die Begriffe MVP oder Playoff-Monster sind da wohl angebracht. Er war das Sinnbild für die Entschlossenheit und peitschte auch auf der Bank seine Mitspieler an.
Das Schlussdrittel plätscherte dann etwas dahin – bis die Gäste in der 53. und 57. Minute noch einmal auf 5:8 verkürzten. Drei schnelle Tore sind im Skaterhockey keine Seltenheit, das mussten die Wölfe schon im Viertelfinale gegen Menden spüren. Aber das Team blieb souverän und Tim Bernhard machte schnell das Empty Net Goal zum 9:5. Deckel drauf. Per Schlagschuss machte er dann eine Minute vor dem Ende das Ergebnis noch zweistellig.
„Wir haben die letzten zwei Monate aufgrund der Hallensituation gerade mal zwei Trainingseinheiten abhalten können und trotzdem hat es gereicht“, sagte Amann. „Das schafft nur ein Team, welches die Klasse und den Siegeswillen wie unseres hat. Die Erfolge der letzten Jahre sind kein Zufall, ich bin stolz ein Teil dieses Teams zu sein.“
Knapp drei Wochen haben die Verantwortlichen nun Zeit, die Entscheidung zu treffen, wo man in der neuen Saison spielt. „Mit dieser Mannschaft musst du einfach 1. Liga spielen“, sprach Florian Tkocz für das Team. Geht es nach der sportlichen Leistung, wäre die Entscheidung also schon gefallen.
Atting: Heitzer – Tkocz, Hausner, Schreyer, Nissen, Prasch, Mar. Rothhammer, Mat. Rothhammer, Dünnbier, Hillmeier, Bernhard;
Krefeld: Zimmermann – Steinborn, Hahn, Busch, Jost, Lintorf, Müller, Peleen, Reinberg, Sdun, F. Zillen, M. Zillen;
1:0 (6:40) Hillmeier (Bernhard, 4-3), 2:0 (7:47) Bernhard (Hillmeier, 4-3), 2:1 (11:32) Busch (Reinberg, 4-3), 3:1 (15:28) Bernhard (Hausner), 4:1 (17:18) Hausner (Hillmeier), 5:1 (18:54) Hillmeier (Bernhard, 4-3), 6:1 (20:18) Hillmeier (Bernhard), 6:2 (21:50) Busch (Jost), 6:3 (22:52) Steinborn (F. Zillen), 7:4 (26:49) Hillmeier (Tkocz, 4-3), 8:3 (34:02) Hillmeier (Tkocz, 4-3), 8:4 (52:04) Lintorf (Reinberg), 8:5 (56:08) Lintorf (Hahn), 9:5 (56:30) Bernhard, 10:5 (59:00) Bernhard (Mar. Rothhammer);
Schiedsrichter: Böhmländer (Köln), Schafnitzel (Augsburg), Strafminuten: Atting 15, Krefeld 16; Zuschauer: 150.
Text, Foto: Michael Bauer