Am Wochenende findet in Kaarst die Herren-Europameisterschaft statt. Mit Thomas Bauer ist auch ein Attinger dabei. Deutschland zählt zum Kreis der Favoriten
Ein Highlight für jeden Sportler ist es, sein Heimatland zu vertreten. Thomas Bauer vom IHC Atting darf dies am Wochenende. Er ist einer von 19 Spielern, der mit der deutschen Nationalmannschaft versuchen wird, den Europameistertitel im Inline-Skaterhockey zu erringen – und das auch noch im eigenen Land.
Von Freitag bis Sonntag (12. bis 14. September) finden in Kaarst die europäischen Titelkämpfe statt. Es ist das erste Mal seit neun Jahren, dass Deutschland der Ausrichter ist, Bauer ist der erste Herrennationalspieler der Wölfe. „Es ist eine besondere Ehre für Deutschland zu spielen“, sagt der 27-jährige Bauer, der seit dieser Saison für den IHC spielt und einer der besten Scorer im Bundesligateam ist. „Es wäre eine super Sache, wenn wir den Titel verteidigen könnten.“
Deutschland geht nicht nur als amtierender Europameister, sondern auch als Favorit ins Rennen. Achtmal gewann die Mannschaft von Bundestrainer Manfred Schmitz seit der ersten Austragung 1997 den Titel. Danach folgt die Schweiz mit fünf Titeln. Diese zählt Bauer auch zu den größten Konkurrenten. „Ich kenne das Team aus den beiden Länderspielen. Auch Dänemark und Großbritannien gehören zum erweiterten Favoritenkreis.“ Die beiden weiteren Teilnehmer Österreich und die Niederlande waren bisher immer Außenseiter.
Das Team des amtierenden Europameisters setzt sich aus Spielern von acht Bundesligisten zusammen, sechs davon stellt Europapokalsieger Augsburg. Zehn Spieler waren bereits 2013 im Kader, fünf waren in den Vorjahren bei Europameisterschaften dabei. Bauer ist einer von nur vier Debütanten (Teamkollege Florian Tkocz wartete vergeblich auf eine Einladung als Nachrücker) – auch das eine Auszeichnung, denn der Bundestrainer kann auf einen eigentlich eingespielten Kader zurückgreifen.
Dieser bleibt Realist: „Unser Ziel ist es, das Finale zu erreichen und dort ein großes Spiel abzuliefern. Ob es am Ende reicht, hängt von vielen Faktoren ab, oftmals auch vom Quäntchen Glück und der Tagesform.“ Dass der Titelgewinn im eigenen Land der Wunsch ist, gibt Schmitz natürlich auch zu: „Natürlich wünschen wir uns, dass wir gewinnen – aber das wünschen sich sicher auch andere.“
Am Donnerstag reist Bauer an, trifft sich mit seinen Teamkollegen. „Dann haben wir noch eine kurze Trainingseinheit in der Halle, dann gibt es abends noch ein Essen und am Freitag geht es los.“ Erster Gegner um 11.20 Uhr ist gleich Großbritannien, es folgen noch die Spiele gegen Österreich und die Schweiz. Drei Spiele am Freitag, zwei am Samstag (gegen Deutschland und Dänemark) und dann die Final- oder Platzierungsspiele am Sonntag – ein hartes Programm für die Nationalmannschaft, die versuchen muss, Kräfte zu sparen. „In den ersten Spielen werden wir wohl mit drei, ab dem Halbfinale dann mit vier Reihen spielen.“
Denn da Skaterhockey eine Randsportart ist, findet das Turnier auch nur an diesen drei Tagen (plus ein Tag Anreise) statt. Dazu gab es ein Länderspielwochenende als Vorbereitung sowie zwei Lehrgänge – mehr ist neben der harten Bundesligasaison gar nicht möglich. „Wir sind ja auch alle berufstätig, das darf man nicht vergessen“, sagt Bauer, der sich auch extra zwei Tage frei nehmen konnte. „Aber das war bei meinem Arbeitgeber Gott sei Dank kein Problem.“ Unterkunft stellt der Verband, die Anreise zahlt der Verein.
Doch an diesem Wochenende gibt es für die Spieler einmal Rundumversorgung, die sie ansonsten kaum gewohnt sind. Drei Betreuer, ein Teamarzt sowie zwei Physiotherapeuten kümmern sich um die Spieler, dazu hat die Nationalmannschaft auch noch einen Manager. Beste Bedingungen also für das Unternehmen Titelverteidigung. Und was noch wichtiger ist: „Die Stimmung in der Mannschaft ist super“, sagt Bauer.
Text: Michael Bauer;
Bild: Hintere Reihe von links: Kai Esser, Stefan Gläsel, Florian Nies, Sebastian Miller, Sebastian Schneider, Robin Weisheit;
Mitte: Stefan Gehrig (Co-Trainer), Norbert Böckels (Betreuer), Nicolai Wagner, Benjamin Becherer, Thomas Bauer, Tim Linke, David Weisheit (A), Pascal Neumann, Maik Neika (Physiotherapie), Manfred Schmitz (Trainer)
Vorne: Christian Fiebig (Betreuer), Andreas Fuchs, André Bruch, Lukas Fettinger, Jonas Mohr, Paul Fiedler (C), Benedikt Hüsken, Jonas Mende, Stefan Brütt (Manager), Yvonne Neika (Physiotherapie)