Atting (mb). Dass der Abend genau um 18:29 Uhr begann, hatte Symbolcharakter. Denn diese beiden Zahlen standen im Mittelpunkt. Sie waren beinahe 20 Jahre lang die Rückennummern von Matthias Rothhammer (18) und Raphael Heitzer (29) beim Skaterhockey-Club IHC Atting, der beide Spieler am Freitag mit einem Ehrenabend offiziell verabschiedete und Banner mit ihren Nummern unter das Hallendach zog.
Und obwohl der Verein in nun 26 Jahren schon viele Erfolge gefeiert und einige verdiente Spieler verabschiedet hatte, war diese Zeremonie doch ein Novum. Heitzers und Rothammers Nummern-Banner sind nun die ersten, die unter dem Dach hängen. Im Profisport würde man sie als „Franchise Player“ bezeichnen, als Aushängeschilder, die eine Ära geprägt haben. Genau das haben sie getan: Beide haben zahlreiche Meisterschaften in der 2. Bundesliga und Aufstiege in die 1. Bundesliga mit dem Verein gefeiert (aber auch Abstiege erlebt), jeweils die magische Grenze von 200 Bundesliga-Spielen locker übertroffen, waren gemeinsam auch bei der deutschen Nationalmannschaft und waren als Trainer (Rothhammer) sowie als Webmaster und Mediendesigner (Heitzer) für den IHC tätig. „Ihr habt wahre Leidenschaft für unseren Sport und unseren Verein gezeigt“, lobte Kaufmännischer Vorstand Michael Bauer. „Ein Randsport, der viel Zeit erfordert und in dem es kein Geld gibt.“
Vor der Bannerzeremonie erinnerten mit Markus Schick und Fabian Hillmeier zwei langjährige Teamkollegen an wichtige Karriere-Stationen. „Ein ganzes Buch“ könne er eigentlich schreiben, sagte Hillmeier und erzählte, wie 2004 ein Turnier des IHC Heitzer und ihn zum Verein gebracht hatte, sie zusammen 2005 gleich die erste U19-Meisterschaft gewannen und 2007 mit der Regionalligameisterschaft der Weg in die Bundesliga begann. Mehr als 92.000 Kilometer, so habe er errechnet, habe Heitzer mit den Teamkollegen im Bus gesessen: „Das ist mehr als zweimal um die Welt für den IHC!“
Bei Rothhammer, der wenige Jahre später ins Herrenteam kam, dürften es nicht viel weniger sein. „Dein unglaublicher Wille hat mich immer beeindruckt“, sagte Schick über Rothhammer, der nach drei sehr schweren Verletzungen immer wieder eisern am Comeback arbeitete. Jener Wille sei auch im Spiel immer wieder sichtbar gewesen. „Einmal standen wir am Ende des Spiel zusammen in Unterzahl am Feld. Ich hatte kaum mehr Luft, du hast den Ball geschnappt und bist auf und davon, hast alle vier Gegner ausgespielt, aber nicht aufs Tor geschossen, sondern dann noch mal zurück zu uns Verteidigern gepasst, um Zeit von der Strafe wegzunehmen.“ Auch die Art und Weise, wie er seine Tore erzielt habe, sei immer besonders und einzigartig im Team gewesen.
Und die Erinnerungen wurden mittlerweile nicht nur in einer Vereinschronik konserviert, sondern auch von der Familie. „Jedes Jahr habe ich von meinen Eltern zu Weihnachten alle Zeitungsberichte als Buch geschenkt bekommen“, sagte Heitzer. „Meine Eltern haben auch alles aufgehoben“, pflichtete Rothhammer bei.
Die Leidenschaft für den Verein sei auch durch Heitzers sofortige Zusage, in den schwierigen Wochen der aktuellen Saison noch einmal im Bundesliga-Tor auszuhelfen, sichtbar gewesen. „Und wenn wir dich bräuchten, würdest du auch in fünf oder zehn Jahren noch im Tor für uns stehen“, sagte Hillmeier, was Heitzer mit einem breiten Lächeln aber dann doch mit einem entschlossenen Nein erwiderte.
Zum Soundtrack des Sport-Historienfilms „Remember the Titans“ wurden dann die beiden Banner mit den Nummern 29 und 18 unter das Hallendach gezogen. Meisterpokale standen auf der Bühne, Trikots aus vergangenen Spielzeiten hingen daneben, auf der Leinwand liefen Fotos aus fast 20 Jahren Skaterhockey. „Ein wahnsinnig emotionaler Moment und ein toller Abschluss“, freute sich Heitzer. „Das waren 18 Jahre und damit mehr als die Hälfte meines Lebens“, sagte Rothhammer. „Und mit dieser tollen Feier kann ich nun wirklich sagen: Es ist vorbei.“
War es dann aber erst nach zahlreichen Fotos, Umarmungen, Gratulationen der Familien und ehemaligen Mitspieler. Freunde fürs Leben habe man gefunden, durch den Verein und die Erfolge seien Begegnungen zustande gekommen, die es ohne nicht gegeben hätte, erinnerten auch die beiden ehemaligen 1. Vorsitzenden und Mitspieler Bernd Maier und Thomas Raidl im Gespräch mit Heitzer und Rothhammer. Sie alle eint eines: Mittlerweile sehen sie von außen zu, was ihre Nachfolger machen.