Als Außenseiter gestartet, mit dem großen Pokal nach Hause gekommen: Unsere Schüler haben am Wochenende für den größten Erfolg in unserer 20-jährigen Vereinsgeschichte gesorgt
Als der Bus am frühen Montagmorgen kurz vor 4 Uhr in Atting an der Hockeyhalle ankam, konnten es viele immer noch nicht glauben. Deutscher Schülermeister 2018. Als Außenseiter. „Wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet“, sagte die Mutter eines Spielers. „Wir hatten gar nichts dabei, keinen Sekt, nichts.“
Gefeiert wurde aber zuvor trotzdem ausgiebig. „Deutscher Meister ist nur der IHC“, war der Hit in der Kabine und im Bus. „Wir sind stolz auf unser Team“, sangen die Eltern. „All das wird einem erst im Nachhinein klar“, sagte Trainer Markus Alzinger. „Wir sind jetzt nicht mehr nur bayerischer Meister, sondern deutscher Meister. Atting ist in dieser Klasse die beste Mannschaft Deutschlands.“ Noch vor den beiden Meistertiteln der Herren in der 2. Bundesliga (2013 und 2015) ist es nun der größte Erfolg der 20-jährigen Vereinsgeschichte.
Erst zum zweiten Mal überhaupt in der Verbandshistorie konnte eine bayerische Mannschaft den Titel in dieser Altersklasse gewinnen. 2010 schaffte dies der TV Augsburg, der auch die einzigen landesweiten Titel eines bayerischen Teams bei den Junioren (U19) gewonnen hat. Zum ersten Mal in der Verbandshistorie fand nun ein Finale ohne ein Team aus Nordrhein-Westfalen, der deutschen Skaterhockeyhochburg, statt. „Das muss man sich mal vorstellen“, ordnete Alzinger ein. „Bei uns in Bayern gibt es ja nicht alle paar Kilometer einen Verein.“
Wie das Team den Erfolg geschafft hat? „Zamhoidn“, verwies der Coach auf seinen 2016 eingeführten Wahlspruch. „Das wurde von allen Leuten, die dabei waren gelebt“, sagte Betreuer Erich Attenberger. „Unsere mitgereisten Fans haben sogar die Gegner dazu gebracht uns anzufeuern, wenn wir nicht gegen sie gespielt haben.“ Es habe einfach alles gepasst, sagte Alzinger. Uns seine Mannschaft hatte immer zum Schluss noch die nötige Energie: „Das 3:3 gegen Deggendorf haben wir 17 Sekunden vor Schluss in Unterzahl geschossen.“ Ohne dieses Tor hätte man das Halbfinale gar nicht erreicht. Im Finale schaffte man erst mit dem Ausgleich zum 2:2 45 Sekunden vor dem Ende die Verlängerung, in der man dann in Führung lag, sich aber auch vom späten Ausgleich nicht beeindrucken ließ.
Auch der Griff in die emotionale Trickkiste hatte geholfen. Wie auch Jürgen Amann bereits 2013 vor dem Zweitligameistertitel der Herren, so nahm auch Alzinger die DVD „Miracle on Ice“, das vom Triumph der amerikanischen Eishockeyherren über die Sowjetunion bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid berichtet, mit in den Bus. „Und ich habe am Donnerstag zuhause unsere DVD vom Regionalligameistertitel 2007 gefunden. Damals hat unser Kapitän Bernd Maier gesagt: ‚Jetzt war Bayern dran, danach kommt der Rest von Deutschland.‘ Danach sind wir in die 2. und die 1. Bundesliga aufgestiegen. Das habe ich meinen Jungs im Turnierverlauf immer gesagt.“
Zuhause fieberten zahlreiche Eltern und Spieler anderer Mannschaften am Facebook-Livestream und über Whatsapp mit. Attings 1. Bürgermeister Robert Ruber gratulierte noch am Sonntagabend zu diesem „sensationellen Erfolg“, der dem Team auch die Teilnahme am Europapokal der Landesmeister kommenden Sommer (21. bis 23. Juni) in Kaarst eingebracht hat. Zuvor wird das Team aber erst einmal geehrt: Am kommenden Montag, den 10. Dezember, gibt es von der Gemeinde in der frisch renovierten Alten Schule in Atting einen Empfang zu Ehren der neuen deutschen Meister. Bis dahin dürfte der Erfolg vielleicht schon greifbarer sein.
Text: Michael Bauer, Foto: Markus Steffl