Trotz eines dünnen Kaders hielt der IHC Atting das Spiel in Krefeld lange offen und unterlag am Ende nur knapp mit 7:8. Nun entscheidet Spiel drei über den Aufstieg.
(mb) Der ehemalige Eishockey-Bundestrainer Hans Zach hat einmal gesagt, Engagement und Wille triumphieren immer über Talent. Skaterhockey ist manchmal aber doch ein bisschen anders als Eishockey. Da passiert schnell viel. Zwar zeigte der IHC Atting am Sonntag in Krefeld mit seiner Rumpftruppe ebenfalls viel Leidenschaft, belohnt wurden dafür aber die Skating Bears – und vielleicht auch die Attinger Fans.
Denn nach der knappen und schließlich unglücklichen 7:8-Niederlage (3:3, 1:4, 3:1) gibt es ein drittes und entscheidendes Spiel um den sportlichen Wiederaufstieg am kommenden Samstag um 18 Uhr in Donaustauf. „Dann packen wir die“, sagte Trainer Jürgen Amann, der trotz der Niederlage „sehr, sehr stolz“ auf sein Team war, dem aufgrund der späten Ansetzung am Sonntagabend mit Thomas Bauer, Florian Tkocz, Markus Hausner, Simon Bogner, Matthias Rothhammer, Marco Rothhammer und Tim Dünnbier mehr als der halbe Kader fehlte. Beruf geht vor Amateursport.
Doch die andere Hälfte, ergänzt durch Junioren (Nico und Kevin Kroschinski) sowie Spieler aus der Zweitvertretung (Patrick Risse und Christoph Wittenzellner) spielte nicht wie ein halber, sondern ein ganzer Kader und führte nach 16 Minuten nach Fabian Hillmeiers Playoff-Toren Nummer 14 und 15 sowie einem Treffer von Tim Bernhard mit 3:2. „Wir haben einfach gespielt und unsere Chancen in Überzahl genutzt“, sagte der Coach. Zuhause am Whatsapp-Handyticker fieberte der verhinderte Rest der Mannschaft mit, rieb sich die Augen und feuerte an.
Doch nun war Krefeld an der Reihe. Die mit 16 Spielern angetretenen Skating Bears legten ihre Nervosität ab und machten bis zur 34. Minute aus dem 2:3 ein 7:3. Strafzeiten und drei Gegentore in weniger als drei Minuten waren dafür verantwortlich. „Aber wir haben uns gesagt, dass wir hier heute nichts zu verlieren haben“, sagte Amann. „Jetzt probieren wirs noch mal.“
Und das klappte gut: Zweimal Nico Kroschinski sowie Roman Schreyer und Bernhard machten aus dem 3:7 ein 7:7. Aufholjagden gehören dieses Jahr zu den Spezialitäten der Wölfe in den Playoffs. Im Ticker der Daheimgeblieben fielen nach dem Ausgleich Worte und Sätze wie „brutal“ und „Hoffentlich wird die Leistung belohnt.“ Wurde sie nicht, denn ein Konter bescherte den Gastgebern vier Minuten vor dem Ende das 8:7. Atting nahm den Goalie heraus, doch Schreyer und Bernhard schafften den Ausgleich nicht mehr.
„Alle haben gedacht, dass wir hier heute ganz hoch verlieren, aber wir haben ein Riesenspiel abgeliefert“, sagte Amann. „Ein riesen Kompliment an meine Mannschaft.“ Das wurde auch an anderer Stelle anerkannt. Selten gab es auf der Attinger Facebook-Seite so oft einen Daumen hoch für eine Niederlage. Kommentare eines Nord-Club-Vertreters wie „Gratulation zu dieser starken Leistung und Respekt vor eurer Moral angesichts der aktuellen Hallensituation!“ bauten zusätzlich auf und auch die Krefelder Spieler zeigten sich sportlich fair und gaben ein „Gefällt mir“ für einen Attinger Kommentar im Liveticker ab, in dem es mit einem Seitenhieb auf die Spielansetzung hieß, dass man jetzt noch einmal im tiefen Bayern erwartet werde – dann allerdings zu einer „netten“ Zeit. Samstag, 18 Uhr.
Ob Hans Zach jemals bei einem Skaterhockeyspiel zusah, geschweige denn an der Bande stand, ist unbekannt. Der Satz mit der Leidenschaft gilt eigentlich auch für diese Sportart. Da ist Skaterhockey vom Eishockey nicht so weit weg. Geht es nach den Attinger Wölfen, würde Zach kommenden Samstag in Donaustauf sicher Leidenschaft sehen. „Aufstieg vor heimischem Publikum ist eh viel schöner“, hieß es noch mal online. Wohl wissend, dass nach der negativen Hallenentscheidung in Atting vieles im Verein nun ungewiss ist, gab sich Amann dennoch kämpferisch: „Wir wollen das jetzt schaffen, wir wollen sportlich in die 1. Bundesliga aufsteigen.“ Dann wieder mit vollem Kader, den Fans im Rücken und der Mischung aus Leidenschaft und auch Talent.
Krefeld: Zimmermann – Steinborn, Hahn, Böckels, Busch, Diem, Eloo, Jost, Kammen, Kleindienst, Reinberg, Schopp, Sdun, Tinz, Zillen;
Atting: Heitzer – Schreyer, K. Kroschinski, Nissen, Risse, Wittenzellner, Prasch, Hillmeier, K. Kroschinski, Bernhard.
Tore: 1:0 (2:23) Busch (Sdun), 1:1 (7:32) Hillmeier (Schreyer), 1:2 (8:59) Bernhard (Hillmeier, 4-3), 2:2 (13:31) Busch (Reinberg), 2:3 (15:51) Hillmeier (Schreyer, 4-3), 3:3 (19:44) Schopp (Kleindienst), 4:3 (21:45) Schopp (Steinborn), 5:3 (30:58) Schopp (Diem, 4-3), 6:3 (31:16) Böckels (Kleindienst, 4-3), 7:3 (33:38) Zillen (Jost, 4-3), 7:4 (35:01) N. Kroschinski (Bernhard), 7:5 (47:21) N. Kroschinski (Hillmeier), 7:6 (48:43) Schreyer (K. Kroschinski), 7:7 (53:05) Bernhard (K. Kroschinski), 8:7 (55:49) Kleindienst (Hahn);
Schiedsrichter: Himmelmann (Essen), Bührer (Freiburg); Strafminuten: Krefeld: 12, Atting 12; Zuschauer: 125.
Text: Michael Bauer, Foto: Benedikt Kubatzki.